Dienstag, 30. Oktober 2012

Amanda Todd - Ein Kommentar. Oder: Phänomen Facebook.

Menschen sterben - das ist ein normaler Prozess. Manche begehen Suizid - auch das passiert täglich. Jeden Tag sterben Menschen, weil sie ihr Päckchen nicht mehr tragen können - und den Meisten ist es egal. Anders sieht die Sache aus, wenn vorher ein Video gepostet wird, in dem beschrieben wird, wie schlecht es einem gehen würde. Plötzlich kommen wildfremde aus dem Loch gekrochen, fangen an, das Opfer (hier: Amanda Todd) zu bedauern - obwohl sie oftmals nicht besser sind, im Gegenteil häufig sogar selber mobben usw. Der Fokus der Generation Facebook/Youtube liegt seit einigen Tagen auf einem Mädchen, was Suizid begangen hat - so weit etwas alltägliches. Aber: Sie, Amanda Todd, hat, vor ihrem Beschluss, zu gehen, eine Botschaft hinterlegt - in Form eines Videos. Hier beschreibt sie, wie sie gemobbt wurde. Wie sie, angeblich, erpresst wurde und einen Jungen dazu getrieben hat, seine Freundin zu betrügen und mit ihr zu schlafen - mit 15. Sie soll Nacktbilder an einen Mann geschickt haben, als sie 12 war. Sie beschreibt, wie man ihr auflauerte und sie verprügelte. Natürlich ist das hart. Aber so etwas passiert, auch wenn es durch die Opfer nicht ständig publik gemacht wird, täglich. Außerdem werden alle Details einfach nachgeplapert, die Ursprungsquelle wird überhaupt nicht mehr überprüft. Egal wer was dazu erfindet, es wird, mangels Überprüfung, weiterverbreitet.  Nur, weil sie ein Video erstellt hat, kümmert sich die sensationsgeile Generation Youtube/Facebook überhaupt darum. Ihr Tod wird für sogenannte Likes ausgeschlachtet: "Like, wenn du gegen Mobbing bist." "Like, wenn du wegen Amanda Todd trauerst." Ein Mädchen, was Suizid begangen hat, wird plötzlich betrauert, weil sie nicht wie der typische RTL-Klischee aussah. Natürlich ist der Tod durch Suizid etwas trauriges, aber er passiert nun mal. Darf einem Fall besondere Beachtung geschenkt werden, weil er besonders geschickt vermarktet und ausgeschlachtet wurde? Ich denke nicht. Wenn ein einzelner Suizid zu einem medialen Großereignis gepusht wird, während der Rest in der Versenkung verschwindet, läuft etwas gewaltig schief.